Warum wir diese Zeitung machen

„Paykare (nou)“
Es gab in Deutschland schon einmal eine persische Zeitschrift dieses Namens – „Paykar“ (Kampf). Zu ihren Herausgebern gehörten Iraner wie Morteza Alavi. Die Zeitschrift erschien Anfang der dreißiger Jahre in Berlin. Sie wollte über die Situation in Persien informieren, über die sich entwickelnde Arbeiterbewegung im Lande, über die politischen Umstände der Diktatur des Reza Khan. Sie wurde auf Intervention der persischen Regierung von den deutschen Behörden verboten.
Wenn wir an diesen Namen anknüpfen, dann weil wir uns bewusst in die Traditionslinie des alten „Paykar“ stellen wollen. Wir wollen, umfangreicher als dies derzeitig stattfindet, versuchen, über die Lage der Werktätigen im Iran, über ihren Kampf zu berichten. Nur wird diese Zeitung diesmal nicht auf persisch, sondern auf deutsch erscheinen. Wir werden dabei vor allem auf persische Quellen im Lande oder auf Informationen von oppositionellen iranischen Kräften im Ausland zurückgreifen.

Das Projekt einer solchen Zeitschrift mit einer solchen Orientierung in einer Zeit wie der unseren hat seinen Grund.

Die Situation ist ernst genug. Im globalen Konkurrenzkampf um Öl und um geostrategische Einflüsse ist der Iran schon immer ein Ziel der Begehrlichkeiten imperialistischer Großmächte gewesen wie auch Objekt ihrer Konkurrenz untereinander.
Im Zusammenhang mit dem Versuch „greater east“ in ihrem Interesse neu zu ordnen, steuern die reaktionärsten Kreise der USA nach ihrem Desaster im Irak nun auf einen Krieg gegen den Iran.

Nachdem die Schröder-Regierung eine Politik vorsichtiger Distanz zu diesem Kurs der Bush-Administration praktiziert hatte, bemüht sich die Merkel-Regierung um eine demonstrative Gefolgschaft zu den USA, allgemein und so auch in der Iran-Frage.

In diesem Zusammenhang wird in der derzeitigen Öffentlichkeit auch der BRD der Iran vor allem dargestellt als gefährlich für die ganze Welt, weil der iranische Präsident nicht darauf verzichten will, Uran auf 3,5% für das Betreiben von Kernkraftwerken anzureichern (für Atombomben braucht man 90%). Iran wird dargestellt als ein aggressiver Staat, der seine Nachbarn bedroht. Iran wird dargestellt als unerträgliche Diktatur gegenüber Studenten und Intellektuellen.

Genau dieses Bild, die Akzeptanz genau dieses Bildes wird gebraucht für einen Überfall auf dieses Land. „Ja wenn der Iran uns bedroht und es keine Hoffnung gibt, dann müssen wir eben...“ Das ist die erwünschte Schlussfolgerung aus dem Bild, das in den herrschenden Medien überwiegend gezeichnet wird. Damit wird vorbereitet, dass die Bevölkerung der angreifenden Länder einen möglichen Überfall auf den Iran akzeptiert oder duldet.

Gegen dieses Bild und gegen diese Absicht will unsere Zeitschrift „(neuer) Paykar“ wirken. Sicher, es gibt Informationen; allein, die sind dermaßen verstreut, dass es schon mehr als einer einfachen, interessierten Aufmerksamkeit bedarf, um sie zusammenzutragen und zu bewerten. Einen Teil dieser Arbeit will der „(neue) Paykar“ leisten. Damit verstehen wir uns als Teil der deutschen Friedensbewegung.

Der Iran ist eben wesentlich mehr als nur die herrschenden Mullahs. Der Iran ist mehr als die Unzufriedenheit einer westlich orientierten Oberschicht. Der Iran ist mehr als deren Sehnsucht nach westlichen Werten Freiheiten und Freizügigkeiten.
Der Iran, das sind vor allem die Werktätigen dieses Landes. Ihre Arbeit schafft die Reichtümer des Landes. Ihre Arbeit bildet die Grundlage für jegliche Politik. Ihre Interessen werden von den herrschenden Mullahs missachtet. Sie, diese Werktätigen leisten mehr und mehr Widerstand. Wenn es eine Möglichkeit von Veränderung der Umstände gibt, dann liegt die Wurzel hier.
Wie im Irak, so auch im Iran: Diese Kräfte werden nicht durch Raketenangriffe, nicht durch Flächenbombardements und nicht durch die Besetzung des Landes unterstützt.

So nutzen wir mit dem Projekt unserer Zeitschrift uns und nutzen diesen Leuten im Iran.
Wir nutzen uns, wenn wir es den Kriegstreibern nicht so einfach machen, den Iran als Ganzes als „Feind“ darzustellen – und ein Krieg der USA gegen den Iran hätte auf den unterschiedlichsten Ebenen verheerende Auswirkungen auch auf das westliche und das mittlere Europa.
Wir nutzen den demokratischen Kräften im Iran wenn wir für ihren Kampf hier eine Öffentlichkeit schaffen. Es ist nicht so einfach jemanden „verschwinden“ zu lassen, ins Gefängnis zu stecken, zu foltern, wenn eine internationale Öffentlichkeit nach ihnen fragt.